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Zweiter Brief des Vorsitzenden Gonzalo an den peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori

(Original, das nicht verbreitet wurde)

Herrn Alberto Fujimori Fujimori Präsident der Republik Herr Präsident!

1. Lage des Landes, Volkskrieg und Regierungen, der bürokratische Weg (das andere Lager).

Wir wenden uns erneut an Sie mit der Bitte, unserem Vorschlag zu entsprechen und dabei folgende Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen:

Wir haben seit Anfang der sechziger Jahre an der Vorbereitung des Beginns des bewaffneten Kampfes gearbeitet, wie es einer Gesellschaft wie der peruanischen entspricht: einer halbfeudalen und halbkolonialen Gesellschaft mit einem bürokratischen Kapitalismus, einem pseudo-bürgerlich-demokratischen Staatssystem und historisch überholten, parasitären politischen Parteien, einer Gesellschaft, in der die Unterdrückung und die Ausbeutung seit Jahrhunderten das Volk in Hunger, Not, Unwissenheit und Rückständigkeit hält, die Entwicklung der Produktivkräfte bremst und den Fortschritt und die Demokratie, die die Volksmassen fordern, verhindert.

Wir entwickelten unsere Aktion in Abgrenzung zur sogenannten "Linken" und vor allem im Kampf gegen den Revisionismus, dessen Parteien nichts anderes sind, als kleinere Kompagnons der anderen, und genau wie diese das System stützen.

Der Volkskrieg gegen die bestehende Ordnung begann im Mai 1980 und weitete sich im darauffolgenden Jahrzehnt aus. Dabei bekämpfte er zuerst die Regierung Belaúndes, die auf der Allianz von "Acción Popular" und der "Partido Popular Cristiano" basierte, und später die Regierung Alan Garcías, die sich auf die APRA stützte. Erstere nannte die Kämpfer des Volkskrieges erst "Viehdiebe" und entfesselte dann eine blutige Repression gegen das Volk. Die Regierung der APRA schlug den gleichen Weg des Völkermordes ein, nachdem sie zunächst proklamiert hatte, daß sie "die Barbarei nicht mit der Barbarei bekämpfen" würde, und stürzte das Land außerdem in die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Beide vergaßen, daß man die Revolution nicht im Blut ertränken kann, sondern daß im Gegenteil das Blutvergießen die Revolution anfacht. Und unser Kampf weitete sich aus, bis er sich fast auf das ganze Land erstreckte.

[In den neunziger Jahren bestand aufgrund der speziellen Konjunktur für den peruanischen Staat die Notwendigkeit, drei Aufgaben zu erfüllen: die Wiederbelebung des bürokratischen Kapitalismus, die Umstrukturierung seines Staates und die Vernichtung des Volkskrieges. Und unser Lager stand vor der Notwendigkeit, den bewaffneten Kampf weiter zu entwickeln und das strategische Gleichgewicht zu erreichen, in das wir noch 1990 eintraten. Währenddessen verstärkte sich die Auseinandersetzung um die Gunst der Massen, und um sie für sich zu gewinnen, setzen beide Lager höher entwickelte und bewaffnete Kampfformen ein.]

2. Die Zentralregierung. Drei Aufgaben. Verhaftungen. Verhaftung der Parteiführung und zunehmende Erfolge des peruanischen Staates

Unter diesen Bedingungen übernahmen Sie die Macht und widmeten sich der Lösung der oben genannten Probleme, insbesondere nach den Ereignissen des 5. April, die klar vorhersehbar waren, da es sich um eine Notwendigkeit des peruanischen Staates handelte. Die Tatsachen zeigen, daß Ihre Regierung objektive Fortschritte gemacht hat, indem sie dem Wirtschaftsprozeß eine Basis gegeben und den Staat umstrukturiert hat. Und was uns direkt betrifft, wurde seitdem eine in sich schlüssige, systematische Strategie auf verschiedenen Ebenen, speziell auf dem Gebiet des Geheimdienstes, angewandt und hat vor allem mit der Verhaftung von Kadern und Parteiführern wirkliche Erfolge erzielt, darunter die Verhaftung der Unterzeichner dieses Briefes im letzten September, was zweifelsohne der wichtigste Erfolg des peruanischen Staates in den 13 Kriegsjahren ist. Auf diese Art hat der Weg, den Sie vertreten und anführen, einen günstigen Verlauf genommen.

All dies und die nachfolgenden Ausführungen, Herr Präsident, sind die Schlußfolgerungen, zu denen wir aufgrund "der konkreten Analyse der konkreten Situation" gelangt sind, indem wir als Kommunisten unsere spezifische Ideologie, den Marxismus-Leninismus-Maoismus, Gonzalo-Gedanken angewandt haben, während wir in den letzten Monaten fast ausschließlich über diese Probleme nachgedacht haben.

3. Prinzipien und Neue Große Entscheidung und Neue Große Definition.

1) Grundlagen.

Wir sind der Ansicht, daß in der letzten Zeit neue, komplexe und sehr ernste Probleme bezüglich der internationalen Politik, der Lage unseres Landes und des Krieges, der hier stattfindet, aufgetaucht sind. Diese Situation stellt die Kommunistische Partei Perus vor grundlegende Probleme der politischen Führung. Doch es ist ausgerechnet in ihrer Führung, wo unsere Partei den härtesten Schlag erhalten hat. Dem muß hinzugefügt werden, daß ein Volkskrieg innerhalb seiner konkreten Realität zum Sieg bestimmte Bedingungen braucht: proletarische Führung, Massenbasis, strategische Zentralisierung, einen langwierigen Krieg, eine Armee neuen Typs und eine günstige internationale Lage. Es ist offensichtlich, das letztere nicht existiert, doch die wichtigste Bedingung ist die erste und von ihr leiten sich alle anderen ab. So ist der Volkskrieg im wesentlichen eine Frage der politischen Führung. Die Frage der Führung ist folglich entscheidend, und in unserem Fall kann es beträchtliche Zeit dauern, bis dieses Problem gelöst werden kann. Die Tatsachen zeigen eindeutig, daß der Volkskrieg keine Aussicht auf Weiterentwicklung hat, sondern lediglich seinen jetzigen Stand halten kann.

2) Die Neue Große Entscheidung (Definition)

So steht die Partei und hauptsächlich ihre Führung heute vor einer neuen großen Entscheidung. Und wie wir gestern für den Beginn des Volkskrieges gekämpft haben, müssen wir heute mit der gleichen Festigkeit und Entschlossenheit für ein Friedensabkommen kämpfen. Das ist eine historische Entscheidung von unumgänglicher Notwendigkeit, mehr noch, wenn man bedenkt, daß der Frieden zu einer Notwendigkeit des Volkes, der Nation und der gesamten peruanischen Gesellschaft geworden ist. Und es wird dazu dienen, das Volk zu vereinen, denn dieses hat trotz Differenzen ein tiefgehendes gemeinsames Interesse, das es vereint.

4. Gespräche für ein Friedensabkommen. Entscheidend!

Das, Herr Präsident, sind die Gründe, weshalb wir in unserem früheren Schreiben den Vorschlag unterbreitet haben, den wir heute wiederholen, Gespräche zu führen, die auf ein Friedensabkommen abzielen, aus dessen Anwendung die Beendigung des Krieges hervorgeht, den unser Land seit mehr als 13 Jahren erlebt. Wir bitten Sie, auch diese Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen und unserem Vorschlag zu entsprechen.


Militärgefängnis des Marinestützpunktes Callao, 19. Oktober 1993.


Die Teile, die hervorgehoben sind, wurden für die Veröffentlichung gestrichen. Der Teil in eckigen Klammern wurden umformuliert.





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